
Gemeinsam gehen mit den Change Clubs
Interview mit Pía Carazo und Daniel Klein über die Change Clubs – ein Partnerprojekt von KliX³.
26.02.2025
Liebe Pía und lieber Daniel, unter dem Motto „Wenn du schnell vorankommen möchtest, geh allein. Wenn du jedoch weit kommen willst, geh gemeinsam.“ habt ihr vor 2 Jahren die Change Clubs gGmbH mitgegründet. Die Idee ist aber schon ein bisschen älter und seit 2021 seid ihr selbst aktiv. Was hat euch dazu bewegt, die Change Clubs ins Leben zu rufen?
Daniel: 2021 formulierte Holger Güssefeld – ein Texter und Konzeptentwickler in der Werbung, lebenslanger Pazifist, Aktivist und langjähriger Mitarbeiter des World Future Council in Hamburg – in einem Leserbrief an Die Zeit eine einfache, aber kraftvolle Idee: “Wir müssen ändern, wie wir leben. […] Es ist schwierig, dies allein zu tun. Deshalb schlage ich vor, Clubs zu gründen, in denen Menschen voneinander lernen und sich gegenseitig helfen können, ihr Leben zu ändern.” Die Zeit entschied sich, den Brief zu veröffentlichen – und er berührte die Herzen vieler Leser:innen in ganz Deutschland, auch unsere. Zahlreiche Menschen meldeten sich, um Holger bei der Verwirklichung seiner Idee zu unterstützen, darunter Oliver Kuschel – er ist Mitgründer von den Change Clubs und Geschäftsführer von Anthropia gGmbH – und wir. Leider verstarb Holger im Mai 2022. Doch wir wollten seine Idee lebendig halten. So entstand die Initiative Change Clubs, die wir gemeinsam mit Oliver Kuschel ins Leben gerufen haben.
Pía, du bist ein- bis zweimal im Jahr in Costa Rica und unterrichtest dort als Gastprofessorin an der University for Peace. Zusätzlich setzt du dich dort auch im Rahmen eurer Organisation Quantum Leap für die Energiewende ein. Auch du, Daniel, arbeitest im Rahmen internationaler Verhandlungen als Politikberater. Fließt eure persönliche Erfahrung, Brücken über Ländergrenzen hinweg zu bauen, auch in die Arbeit mit den Change Clubs ein?
Pía: Ja, sowohl unsere persönliche Erfahrung als auch unsere beruflichen Laufbahnen spielen eine große Rolle. Erstens wissen wir, dass der Klimawandel und die Zerstörung unserer Umwelt globale Probleme sind – und nur global gelöst werden können. Zudem sind wir überzeugt, dass Vielfalt bessere Lösungen hervorbringt – sowohl in der Natur als auch bei uns Menschen. Genau wie Holger träumen wir von Tausenden Change Clubs auf der ganzen Welt!
Daniel: Wie Pía habe auch ich beruflich viel mit dem Klimawandel zu tun. Wir wissen leider nur zu gut, dass die Menschheit dringend handeln muss. Eigentlich sind wir bereits zu spät dran, um größere Schäden für unseren Planeten und uns selbst zu verhindern. Einer der Hauptgründe für die Gründung von Quantum Leap und später den Change Clubs war unser eigenes Bedürfnis, mehr zu tun. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir so viele Menschen wie möglich mitnehmen müssen, damit sie sich selbst verändern – und dadurch die Welt.
Unsere Vision ist es eine weltweite Community, in der Menschen zusammenkommen, um ihr Leben nachhaltig zu verändern und eine bessere Zukunft über Ländergrenzen hinweg zu gestalten – Schritt für Schritt, gemeinsam und voller Inspiration.

Das klingt schön und weckt Mut. Inzwischen habt ihr schon einige Jahre Erfahrungen mit den Change Clubs gesammelt. Wie kann ich mir das Zusammenkommen in einem Change Club vorstellen? Und wie unterstützt ihr diese?
Pía: Ob Nachhaltigkeits-Neuling oder Klima-Profi, jede:r ist herzlich willkommen, einen Change Club zu starten. In kleinen, inspirierenden Gruppen trifft man sich regelmäßig, motiviert sich gegenseitig, teilt Erfahrungen und setzt konkrete Veränderungen um. Dabei liegt der Fokus vor allem darauf, die Motivation hochzuhalten, als Gruppe etwas zu bewegen und dabei auch gemeinsam Spaß zu haben. Es ist ja erwiesen, dass Menschen ihre Vorsätze eher erreichen, wenn sie ein unterstützendes Umfeld haben.
Daniel: Ziel ist es, nachhaltige Veränderungen im Alltag und Umfeld umzusetzen und so einen positiven Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten. Dazu sind Change Clubs auch ein Vehikel für gelebte Demokratie und mehr Menschlichkeit. Das ist auch dringend notwendig in dieser Zeit voller Spaltung.
Pía: Wir unterstützen die Gründung von Change Clubs dabei stets kostenfrei. Wir stellen etwa praxisnahe Materialien wie den Change Guide und die Change Module zur Verfügung, stehen beratend zur Seite und bieten Informations- sowie Vernetzungsveranstaltungen an. Wir möchten mit all dem eine starke und engagierte Bewegung fördern und Interessierten die Möglichkeit geben, sich auszutauschen und Mitstreiter:innen für ihren Change Club zu finden.
Wie laufen die Treffen ab?
Daniel: Die Treffen bieten eine lockere, angenehme Atmosphäre – sei es mit Freund:innen zu Hause oder mit Kolleg:innen in der Kantine. Zu Beginn erhält jeder Club den Change Guide sowie neun Change Module mit konkreten Handlungsempfehlungen und Tipps für die wichtigsten Lebensbereiche, in denen wir positiven Einfluss nehmen können. Diese Bereiche sind im Einzelnen: Ernährung, Mobilität, Energie, Wohnen, biologische Vielfalt und Natur, Abfall, Lebensstil, Finanzen und Engagement.
Die Mitglieder wählen dann gemeinsam ihr erstes Modul und entscheiden, wie lange sie sich damit beschäftigen möchten. Sobald das Modul festgelegt ist und sich der Club ins Thema eingearbeitet hat, setzt sich jedes Mitglied ein persönliches Ziel oder eine Challenge, die bis zum nächsten Treffen in den Alltag integriert wird.
Pía: Bei den folgenden Treffen tauschen sich dann alle über ihre Erfahrungen aus: Was lief gut? Welche Herausforderungen gab es? Welche Fortschritte wurden erzielt? Der Austausch ist offen und unterstützend – jeder bringt seine eigene Perspektive ein, was die Treffen besonders wertvoll macht. Oft entstehen dabei spannende Diskussionen, neue Ideen, Tipps oder sogar gemeinsame Aktionen. Am Ende setzt sich jedes Mitglied neue Ziele für die nächste Runde.
Dabei gilt: Die Change Clubs entscheiden ganz frei, ob sie alle Module behandeln oder sich auf bestimmte Themen konzentrieren. Jeder Club kann den Ablauf also nach den eigenen Bedürfnissen gestalten. So kann jeder Club seine individuelle Reise in Richtung Nachhaltigkeit kreieren.

Worauf seid ihr seit der Gründung besonders stolz?
Pía: Wir sind stolz darauf, die Initiative zwei Jahre lang ehrenamtlich geführt zu haben – das hat viel Zeit und Mut gekostet! Während dieser Zeit haben wir eine Crowdfunding-Kampagne über Mitwirken, die Plattform der Hertie-Stiftung, gestartet und wurden mit einem Preis sowie einer Förderung der Stiftung ausgezeichnet.
Daniel: Riesig gefreut haben wir uns darüber, als wir 2023 den Bonner Klimapreis erhielten. 2024 folgte eine Förderung durch die E.ON Stiftung. Diese Unterstützung ermöglichte es uns, ein kleines Team einzustellen – und jetzt können wir richtig durchstarten!

Und was beschäftigt euch gerade?
Daniel: Das Wichtigste ist jetzt, dass viele neue Clubs entstehen! Dafür setzen wir auf intensive Öffentlichkeitsarbeit und Networking. Zudem entwickeln wir eine Multiplikator:innen-Strategie, um Change Clubs in Organisationen, Institutionen und Unternehmen zu etablieren.
Seit Kurzem seid ihr auch Mitglied beim KliX³-CO₂-Rechner-Panel. Wie unterstützt euch das CO₂-Rechner-Panel in eurer Arbeit?
Pía: Das Wissen über die eigene CO₂-Bilanz ist entscheidend, um zu verstehen, welche Aktivitäten besonders viele Emissionen verursachen, und daraufhin gezielte Veränderungen vorzunehmen. Daher empfehlen wir allen Mitgliedern eines Change Clubs, beim KliX³-CO₂-Rechner-Panel mitzumachen und ihren CO₂-Fußabdruck zu berechnen. Dies bietet die Möglichkeit, sich gemeinsam darüber auszutauschen und zu reflektieren. Es hilft jedem einzelnen Mitglied, die eigene Klimawirkung zu erkennen und schafft zudem eine Grundlage, um den Fortschritt des gesamten Change Clubs nach einem Jahr zu messen und zu dokumentieren.

Angenommen, ich möchte nun selbst einen Change Club gründen. Wie gehe ich am besten vor?
Daniel: Um einen Change Club zu gründen, ist der erste Schritt, sich kostenlos auf der Website zu registrieren und anzugeben, dass ein Change Club gestartet werden soll. Nach der Anmeldung wird der Change Guide per E-Mail zugeschickt. Dieser enthält hilfreiche Tipps und Informationen, um den Club aufzubauen und die ersten Schritte zu gehen.
Gibt es eine Mindestgröße für die Gründung?
Daniel: Wir empfehlen eine Gruppengröße von zwei bis 15 Personen, um eine gute Dynamik und einen effektiven Austausch zu gewährleisten. Natürlich ist es auch möglich, dass man in mehrere Clubs aktiv ist. Wichtig ist, dass der Austausch regelmäßig stattfindet, damit die Mitglieder kontinuierlich voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können.
Im Januar fand die erste gemeinsame Veranstaltung von KliX³ mit den Change Clubs in Bonn statt. Könnt ihr zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen: Was erwartet die Change Clubs in den kommenden Monaten?
Pía: Neben unseren regelmäßigen Online-Informationsveranstaltungen freuen wir uns besonders darauf, dieses Jahr noch bei einigen weiteren Veranstaltungen mit euch von KliX³ dabei zu sein und persönlich über die Change Clubs zu informieren und ins Gespräch zu kommen. Zudem werden wir im April 2025 unsere App launchen, die zusätzliche Unterstützung für die Clubs bietet. Wer neugierig geworden ist und informiert bleiben möchte, meldet sich am besten auf unserer Website zu unserem Newsletter an.