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Neuigkeiten von KliX³ und aus den Klimaschutzprojekten im KliX³-Qualitätsmix. Spannende Entwicklungen und Anregungen „über den Tellerrand“.

Einfache Maßnahme – große Wirkung: Energie und Heizkosten sparen mit Fensterfolien

14.01.2025

Im Dezember waren Dr. Hartmut Ehmler und Dr. Ing. Ute Urban von den Scientists for Future in unserem KliX³-Themenabend zu Gast und teilten wertvolle Energiespartipps mit uns. Im Interview verrät uns Hartmut, wie man Fenster so ausrüsten kann, dass möglichst wenig Wärme verloren geht – und das sogar in denkmalgeschützten Altbauten und Mietwohnungen.

KliX³: Bei mir am Fenster in der Erdgeschosswohnung kleben vor allem Sichtschutzfolie, die leider die Zimmer auch dunkler machen. Bei manchem hängt vielleicht noch ein Weihnachtsstern am Fenster oder auch Greifvogel-Attrappen. Bei dir hängen hingegen Folien am Fenster, die man gar nicht sieht. Wozu das denn?
Dr. Hartmut Ehmler: Das sind Folien, die auf den Fensterrahmen geklebt werden und so ein zusätzliches Luftpolster bilden. Das isoliert und spart jede Menge Energie.

Wie bist du auf die Folien gekommen: Irgendwo gesehen? Oder nur gelesen und gedacht: „Das mache ich auch!“?
Ich hatte vor einigen Jahren einen Solarkocher entwickelt und dabei mit hochtransparenten Kunststoffen experimentiert. Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, davon einen großen Bogen vor unser Wohnzimmerfenster in der Altbauwohnung zu kleben. Als Mieter hatten wir uns schon etwas länger über die hohen Heizkosten geärgert und da habe ich es mal ausprobiert. Gesehen hatte ich so etwas auch schon, das waren aber eher so trübe Malerfolien.

Wie kamen die Scientists for Future ins Spiel?
Als 2022 die Energiekrise kam, habe ich bei den Scientists for Future ein Projekt zu Fensterfolien initiiert. Wir wollten wissen, was die Folien wirklich bringen und haben auch selbst einige Berechnungen gemacht. Daraus ist eine Handreichung entstanden, die sogar beim Berliner Umweltfestival prämiert wurde.

Bei Folie denke ich ja vor allem an Frischhaltefolie. Ist die Fensterfolie auch so knittrig?
Die Fensterfolie, die am meisten verkauft wird, ist tatsächlich so etwas wie Frischhaltefolie. Sie ist aus Polyethylen und man kann sie mit dem Haarfön glattziehen, da knittert dann nichts mehr. Allerdings lässt sie die Wärmestrahlung durch. Wir empfehlen daher eine Folie aus Polycarbonat. Von der Haptik ist sie ähnlich den Visieren, wie sie zu Anfang der Coronapandemie als Infektionsschutz verbreitet waren.

Ist es überhaupt erlaubt, am Fenster als Mieter:in Sachen fest zu montieren?
Die Folie wird nur mit Tesafilm befestigt. Das ist zum Glück nicht verboten. Außerdem soll sie ja so lange drauf bleiben, bis irgendwann das Fenster durch eine Wärmeschutzverglasung ersetzt wird. Praxistests zeigen, dass die Folie innerhalb einiger Jahre praktisch nicht altert.

Kleberückstände sind meistens lästig zu entfernen. Was erzählt man dem Vermieter – oder den Nachmieter:innen – wenn man aus einer Wohnung wieder auszieht?
Die Folie hat nur Vorteile – auch für den Vermieter, denn der muss ja anteilig auch die CO₂-Abgabe entrichten. Daher sollte man immer dafür argumentieren, dass die Folie beim Mieterwechsel am Fenster bleibt.

Ok, an sich eine einfache Sache. Aber auch für Menschen wie mich, die nicht so handwerklich begabt sind?
Mir ist sympathisch, dass die Anbringung recht fehlertolerant ist. Es kommt nicht auf ein paar Millimeter mehr oder weniger an. Zu zweit geht die Arbeit leichter von der Hand. Man kann an einem Nachmittag ohne weiteres 10 Quadratmeter Fensterfläche damit ertüchtigen.

Ist das jetzt nur deine persönliche Einschätzung oder hast du auch Rückmeldung von „Nicht-Ingenieur:innen“? 😊
Das Ganze läuft eigentlich erst diesen Winter so richtig an. Ich habe schon mehrere Workshops dazu gegeben mit guter Resonanz. Manche nehmen gleich ein paar der Folien mit, die ich zum Selbstkostenpreis dabeihabe. Ich bin immer neugierig auf Rückmeldungen, die bisher alle positiv waren.

Ich habe das Glück, in einem Haus mit dreifach verglasten Fenstern zu wohnen. Wie schlecht muss denn ein Fenster sein, damit sich das Aufbringen von Fensterfolien lohnt?
Lohnen tut es sich eigentlich immer, doch so richtig viel bringt es bei Fenstern ohne Wärmeschutzverglasung, wie sie bis etwa 1995 noch üblich waren. Davon sind immerhin noch knapp 40% im Bestand.

Wie viele Winter braucht es, damit sich die Kosten für die Folien eingespielt haben?
Bei Einfachverglasung nicht mal einen ganzen Winter. Für ein Isolierglasfenster alter Bauart hat man nach spätestens zwei Heizperioden die Kosten wieder eingespart.

Wie kommen die Folien beim Rest der Familie, insbesondere bei den Kindern, an? Ging da schon mal eine Folie zu Bruch?
Nein, die sind sehr zäh. Sie wurden auch gerne mal mit Adventsschmuck oder Osterdeko verziert, was ich aber nicht empfehlen würde wegen der Kleberückstände. Ansonsten sind sie im wahrsten Sinne des Wortes einfach unsichtbar.

Noch eine wichtige Frage: Wo bekomme ich Fensterfolie überhaupt her? Im Baumarkt oder doch lieber gleich übers Internet bestellen?
Es lohnt sich auf jeden Fall, im Internet Preisvergleiche anzustellen. Mehr als 10 Euro sollte der Quadratmeter nicht kosten.

Was sind deine weiteren Pläne?
Unser Team bei den Scientists for Future möchte die Fensterfolien noch mehr promoten. Dazu suchen wir auch noch Partner. Auch für Gebäude unter Denkmalschutz sind die Folien interessant, da sie keine bauliche Veränderung darstellen.

Du machst das ganze ehrenamtlich. Was macht dir am meisten Spaß dabei?
Ich habe Freude daran, mit etwas Kreativität und letztendlich einfachsten Mitteln viel Energie einzusparen. Es macht mir auch Spaß, das Anderen nahezubringen. Außerdem finde ich es spannend, mich in einem kompetenten Netzwerk aus Klima-engagierten Menschen zu bewegen. Auch wir haben uns ja auf diese Weise kennengelernt.

Dann toi, toi, toi und ganz herzlichen Dank für dein Engagement und das Interview!

Das Interview führte Michael Bilharz.