
Klimaschutz vor der Haustür mit ForTomorrow
ForTomorrow feiert dieses Jahr fünften Geburtstag! Dazu gratulieren wir sehr herzlich und freuen uns auf die nächsten fünf Jahre. Die Mitglieder von 3 fürs Klima e. V. und Teilnehmenden von KliX³ haben im vergangenen Jahr durch ihre Spenden die Pflanzung von 60 Bäumen in Deutschland ermöglicht. Wie ForTomorrow beim Pflanzen vorgeht und was der Organisation dabei wichtig ist, erfahren Sie im Interview mit Carla Hater, Managerin für naturbasierte Klimaschutzlösungen.
14.07.2025
Liebe Carla, was ist dein Lieblingsbaum?
Mein Lieblingsbaum ist die Birke. (Hinter dem Garten meiner Eltern gab es einige Birken und das symbolisiert für mich Heimat.)
Die letzte Bundeswaldinventur hat gezeigt: Der deutsche Wald ist durch die Klimakrise erheblichem Stress ausgesetzt und gibt derzeit mehr Kohlenstoff ab, als er aufnimmt. Warum ist es gerade jetzt sinnvoll, Bäume zu pflanzen?
Deutschlands Wälder stehen unter enormem Druck durch Dürre, Stürme und Schädlinge wie den Borkenkäfer. Die Ende 2024 erschienene Bundeswaldinventur zeigt, dass in den Jahren von 2017-2022 mehr Bäume gestorben als nachgewachsen sind. Das führt zu einer negativen Nettobilanz – mehr CO₂ wurde freigesetzt als gebunden.
Wichtig ist jedoch, dass der Wald grundsätzlich immer eine CO₂-Senke bleibt – aber aktuell verliert er mehr Kohlenstoff als er speichert. Genau deshalb ist es entscheidend, jetzt klimaresiliente Wälder neu zu pflanzen und bestehende Wälder zu stärken.
Mit ForTomorrow haben wir bereits 102.890 Bäume auf 20,75 Hektar Erstaufforstungsfläche gepflanzt – auf vormals landwirtschaftlich genutzten oder sogar ehemaligen Bergbauflächen. Im Herbst folgen mindestens 32.000 weitere Bäume, die neuen Wald schaffen, wo zuvor keiner war.
Was ist euch dabei wichtig?
- Zusätzlichkeit: Wir pflanzen Bäume nur dort, wo ohne uns keine Wälder entstehen würden – das macht unsere Projekte CO₂-wirksam.
- Standortgerechte, klimaresiliente Mischwälder: Wir setzen auf heimische Artenvielfalt, um robuste, anpassungsfähige Ökosysteme zu etablieren.
- Ökologische Wirkung: Neben CO₂-Speicherung fördern wir Biodiversität, verbessern Boden und Wasserqualität und schaffen Lebensräume.
Wie kommt ihr an eure Flächen? Soll da sowieso aufgeforstet werden?
Unsere Flächen erhalten wir durch Kooperationen mit Partnern wie der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Sachsen, Kommunen, Landwirt:innen oder Privatpersonen. Oft waren diese Flächen ungenutzt oder es war keine Aufforstung geplant. Dank der Spendengelder von ForTomorrow ist Aufforstung an Orten möglich, wo sie sonst nicht stattgefunden hätte – was genau den Aspekt der Zusätzlichkeit sichert.
Was tut ihr, um die gepflanzten Bäume zu schützen – damit sie langfristig CO₂ binden?
Unsere Partner vor Ort übernehmen regelmäßige Kontrollen und Pflege der jungen Wälder. Bei Kalamitäten (z. B. Wildverbiss, Unwetter) wird nachgepflanzt oder nachgebessert. Zudem:
- Auswahl standortgerechter Baumarten für optimale Überlebenschancen
- Nutzung von Schutzmaßnahmen wie Wildzäunen, Mulchscheiben
- Pflegeeinsätze in den ersten Jahren
- Fokus auf Mischwälder, um Widerstandsfähigkeit zu stärken
- Unser Team schaut regelmäßig bei den Flächen vorbei und macht sich nochmal ein eigenes Bild der entstehenden Wälder.
Wie viel Waldfläche bräuchten wir, um deutsche Emissionen komplett auszugleichen?
Um die gesamten CO₂-Emissionen Deutschlands aus dem Jahr 2024 – rund 572 Millionen Tonnen CO₂ – allein durch Wald auszugleichen, wären etwa 52 Millionen Hektar neue Waldfläche nötig. Das entspricht rund 520.000 Quadratkilometern – also etwa eineinhalb Mal der Fläche Deutschlands. Selbst bei optimistischen Annahmen zur Speicherleistung von etwa 11 Tonnen CO₂ pro Hektar und Jahr übersteigt der Flächenbedarf bei weitem das, was Deutschland bereitstellen könnte. Zum Vergleich: Aktuell gibt es in Deutschland rund 11,4 Millionen Hektar Wald – also nur etwa ein Fünftel der theoretisch benötigten Fläche. Daraus wird klar: Eine vollständige Kompensation der nationalen Emissionen durch Aufforstung ist nicht realistisch. Umso wichtiger ist es, Emissionen drastisch zu reduzieren und verbleibende Emissionen mit zusätzlichen, hochwertigen naturbasierten Lösungen wie unseren klimaresilienten Erstaufforstungen auszugleichen. Bäume pflanzen ist unverzichtbar – aber sie sind Teil der Lösung, nicht die alleinige Antwort.